Liebe Pferdehalter,
kennen Sie noch die alte Regel „zu Nikolaus wird gegen Dasseln behandelt“?
Oder die sogenannte „Nikolaus-Entwurmung“? Bevor Sie nun aber Ihrem Pferd eine
Wurmkur mit adventlichem Zimt- und Apfelgeschmack in den Stiefel stecken,
sollten Sie wissen, was es mit diesem Entwurmungszeitpunkt auf sich hat.
Generell ist es sinnvoll, sein Pferd nach Ablauf der Weidesaison zu entwurmen.
Denn während der letzten Monate hatte es reichlich Gelegenheit, mit dem
saftigen Gras unbemerkt auch Wurmeier und -larven aufzunehmen, die sich aus
den Pferdeäpfeln über die Weide verteilt haben. Gegen diese Würmer können Sie
theoretisch unmittelbar nach dem Aufstallen wirkungsvoll behandeln.
Das Geheimnis der „Nikolaus-Wurmkur“ ist aber ein anderes: Diese Maßnahme
richtet sich gegen die Larven der Magendasselfliege
{Magendasseln}, die sich in der
Magenschleimhaut der Pferde festsaugt und dort zu Magengeschwüren, Kolik und
Blutarmut führen kann. Streng genommen handelt es sich dabei natürlich gar
nicht um Würmer, sondern um Entwicklungsstadien von Fliegen. Praktischerweise
gibt es aber besondere Wurmkuren, die neben etlichen Würmern auch die
Magendassellarven abtöten. Daher ist die Wahl des Präparates besonders wichtig!
Nicht weniger wichtig ist auch der Behandlungszeitraum: Nur solange es warm
ist, surren die hummelartigen erwachsenen Magendasselfliegen über die Wiese
und kleben ihre gelblichen Eier an die Pferdehaare. Die Pferde belecken diese
Bereiche und nehmen dadurch Larven auf, die aus den Eiern geschlüpft sind. Von
nun an dauert es etwa vier Wochen, bis die Larven, die sich während dessen
weiterentwickeln, schließlich in den Magen wandern. Dies ist der geeignete
Zeitpunkt, um zuzuschlagen und die Larven zu bekämpfen! Denn nun haben sie
sich im Magen festgesaugt, so dass das Medikament sie auch erreichen kann,
sind aber noch nicht lange genug dort, um schon großen Schaden angerichtet zu
haben. Dieser Zustand ist meistens Ende November erreicht, da die Fliegen in
der Regel nur bis in den Oktober hinein ihre Eier ablegen.
Die alte Nikolaus-Regel ist also gar nicht so falsch, auch wenn der inzwischen
empfohlene Termin etwas früher liegt. Natürlich können Sie Ihr Pferd auch
später noch behandeln, nur können die Larven dann bereits ihr Unwesen
getrieben haben.
Wichtig ist aber, dass jedes Pferd eines Bestands „entdasselt“ wird.
Zusätzlich können Sie die Menge der aufgenommenen Larven verringern, indem
Sie die Eier vom Fell schaben (z. B. mit einem stumpfen Messer) oder mit
einem feuchtwarmen Schwamm die Pferdezunge nachahmen und so die Larven zu
einem vorzeitigen Schlupf anregen. Machen Sie sich aber bitte bewusst, dass
einige Larven es trotzdem bis in den Magen Ihres Pferdes schaffen werden und
eine Kur dennoch vorgenommen werden muss!
Lassen Sie sich und Ihrem Pferd die Nikolausleckereien schmecken!
Ihr enpevet-Team