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22.01.2012

Fohlenlähme – Augen auf nach der Geburt

Liebe Pferdehalter,

Erleichterung und pures Glück – endlich liegt der zukünftige Körungssieger oder die Staatsprämienstute neben der erschöpften Mutter im Stroh. Noch etwas nass zwischen den langen Ohren, aber alles ist dran und verspricht eine große Zukunft. Sie selbst haben unruhige Nächte und Stunden bangen Wartens hinter sich. Nun ist die Kinderstube mit frischem Stroh ausgelegt, der Nabel des Fohlens zum ersten Mal desinfiziert worden und die Nachgeburt ist auch komplett abgegangen.

Bevor Sie sich jetzt aber zurückziehen und das Starfohlen gebührend „begießen“, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Ihre Arbeit noch nicht komplett beendet ist. Natürlich ist es richtig, dass Mutter und Kind jetzt erst einmal Ruhe erhalten, um sich ausgiebig beschnuppern zu können. Ihnen fällt aber trotzdem die Rolle des aufmerksamen Beobachters zu: Hält das Fohlen auch sein vorgegebenes Programm ein?

Der Zeitplan eines neugeborenen Fohlens sieht vor, dass es bereits nach 2-3 Minuten in Brustlage liegt. Eine Stunde nach der Geburt sollte es stehen und nach einer weiteren Stunde das Euter gefunden haben und schmatzend seine erste Mahlzeit einnehmen. Es ist ungeheuer wichtig für das Fohlen, dass es innerhalb der ersten Lebensstunden ausreichend bei seiner Mutter trinkt. Nur so kann es sich vor Krankheitserregern schützen, die überall in seiner Nähe auf ihn lauern. In der Gebärmutter war das Fohlen vor allen Erregern geschützt, jetzt ist es ihnen schutzlos ausgeliefert. Ein junges Pferd wird nämlich mit einem unausgereiften Abwehrsystem geboren und kann in den ersten Lebenswochen noch keine eigenen Antikörper zur Krankheitsabwehr bilden. Anders als z. B. beim Menschen treten während der Schwangerschaft auch keine Antikörper der Mutter durch die Plazenta in das kindliche Blut über; ein Fohlen kommt wirklich völlig ungeschützt auf die Welt.

In der ersten Milch der Stute, die auch Biestmilch oder Kolostrum genannt wird, befinden sich viele Antikörper, die das Fohlen nur während seiner ersten Lebensstunden durch die Darmwand hindurch in das Blut aufnehmen kann. Trinkt es innerhalb der ersten sechs Stunden nicht ausreichend, so wird es vermutlich zu wenig Antikörper aufnehmen. Bakterien, die über den Nabel oder die Schleimhäute von Maul, Nase und Auge in den Körper des Fohlens eindringen, haben dann ein leichtes Spiel und können z. B. Fohlenlähme verursachen.

Die erste Milch regt übrigens außerdem die Darmbewegung an, so dass das Fohlen das so genannte Darmpech leichter ausscheiden kann. Darmpechverhaltung nennt man es, wenn das Darmpech nicht oder nicht vollständig abgesetzt wird und den Darmausgang verstopft.

Sie sehen, auch als stolze „Großeltern“ hat man seine Pflichten. Wenn man dann aber seinen Schützling im Frühling gesund und munter über die Weiden toben sieht, wird man für die Strapazen mehr als genug entlohnt!

Glückliche Stunden mit Ihren Pferden wünscht
Ihr enpevet-Team